Werner Pieper im Gespräch mit dem Vaporizer Pionier Frank Fuchs

Das Original - Der HQ-Vaporizer

Werner Pieper im Gespräch mit dem Vaporizer Pionier Frank Fuchs

Das Kraut bleibt sichtbar: Das Auge inhaliert mit!

Frank, kannst du irgendwie festlegen, wann ‘das alles’ anfing?

Am Anfang, d.h. in den späten ‘60ern war meine Migräne. Ich kam zwar vom Land, hatte aber als Schüler ein Jahr in England verbracht und so war die Lösung meiner Schmerzprobleme, Cannabis, für mein Umfeld etwas exotisches, für mich aber hilfreich.

Du bist dann 1969 nach Heidelberg gekommen. Ich erinnere mich an einige deiner kreativen Basteleien aus jener Zeit.

Bevor ich dann in Würzburg Sinologie studierte, gab es eine Zeit, in der ich eigentlich ohne Job war und bei Kriegsdienstverweigerern in einer Klinik wohnte. Dort gab es diese angeschrägten Urin-Flaschen aus Plastik, die sich leicht in Wasserpfeifen für GIs, von denen es damals in HD ja viele gab, umbauen ließen.

Nach dem Studium ging ich unterschiedlichen Tätigkeiten nach – so arbeitete ich z.B. für die Firma meines Vaters im Vertrieb, wie auch in den 70er Jahren als Auslieferer von Druckwerken der Grünen Kraft. Ich habe mich nebenbei immer wieder mit der Konstruktion von neuen Inhaliergeräten befasst.

Während dem ECBS-Kongress 1996 in Heidelberg kam es dann zu einer folgenreichen Begegnung mit Eagle Bill.

Eagle Bill, der emigrierte Amerikaner aus Holland baute seinen klobigen Vaporizer auf, der als Gerät zwar ein Ungetüm, in seiner Wirkung jedoch sofort überzeugend war. Damals experimentierte ich schon mit der Aromatherapie und diese neue technische Möglichkeit des Vaporisierens, des Verdampfens pflanzlicher Wirkstoffe ohne die Erzeugung von Rauch, also unter Umgehung eines Verbrennungsvorganges, das leuchtete mir sofort ein. Zuallererst wollten wir Eagle Bills Gerät für unsere Zwecke optimieren, d.h. nicht nur eine reine Kiffer-Partygag-Maschine.

Mit der Inhalation von anderen Heilkräutern hatten wir schon beste Erfahrungen gemacht. In der Ayurveda wird oft mit Räucherungen gearbeitet, um Symptome zu dämpfen. Laut aktueller Forschung (New Scientist, Herbst 2001) ist dies durch Räucherstäbchen und Räucherschalen meist sehr giftig. Also musste eine exakte Temperaturabstimmung zum Vaporisieren von Wirkstoffen mit unterschiedlichen Siedepunkten her.

Ein witziger Nebeneffekt des Vaporizers ist, dass z.B. das gebröselte Cannabis nach dem Inhalier-Genuss genau so aussieht wie vorher – nur enthält es kein illegales THC mehr. Das mag bei manchen Hausdurchsuchungen zu heftiger Verwirrung auf beamtlicher Seite führen. Um aber sicher zu gehen, wirklich sämtliche enthaltene Stoffe zu extrahieren, empfiehlt es sich, das Material klein zu reiben, nachdem es schon keine Aromastoffe mehr enthält und kaum noch Geschmack hat. Die Aromaten sieden nämlich meist bei niedrigeren Temperaturen als die Wirkstoffe.

Natürlich kann man mit dem AroMed auch Nikotin pur aus Tabak extrahieren, aber das scheint mir so unsinnig wie Nikotinpflaster. Rauchgewohnte erleben die Inhalationswirkung etwas anders. Aus Mangel an Verbrennungsprodukten setzt der erste buzz nicht ein. Die Wirkstoffe entfalten wie beim Rauchen erst nach ein bis fünf Minuten ihre volle Wirkung. Vorher verspürt der Raucher bestenfalls eine leichte Monoxid-Vergiftung und bei Tabak natürlich auch die Nikotinvergiftung. Dafür ist die dann einsetzende Wirkung sehr viel angenehmer.

Was bewog dich dann, selber so ein Teil zu bauen?

Ein Freund von mir war an Knochenkrebs erkrankt und litt unter heftigen Schmerzen. Von den Folgen einer Chemotherapie, d.h. ständigem Brechreiz und völliger Appetitlosigkeit schon arg gezeichnet, verhalfen ihm nur sporadische Joints Linderung, d.h. sie unterstützten seinen Appetit etc. Aber dann musste ihm ein Lungenflügel entfernt werden und Rauchen stand nicht mehr zur Debatte. Da kam der Vaporizer gerade recht. Der Freund ist nicht mehr unter uns, aber statt einer prognostizierten Überlebenszeit von einem Jahr konnten wir noch fünf Jahre miteinander verbringen.

Hast du das alles im Alleingang bewältigt?

Allein hätte ich das wohl kaum auf die Reihe bekommen. Glücklicherweise ließen sich einige Freunde von der Idee, einen handlichen Vaporizer zu bauen, infizieren. Dann entwickelte die Geschichte eine gewisse Eigendynamik: Freunde sahen (und testeten) unsere ersten für den Hausgebrauch selbst gebastelten Geräte. Schon bald kamen potentielle User (= „Patienten“) hinzu und schließlich interessierten sich einige Mitglieder des ACM e.V. für diese gesundheitsschützende Art der Inhalation, so dass wir das Gerät immer weiter entwickelt haben und dann plötzlich richtige Stückzahlen produzierten. Unsere ersten Geräte, die legendären „aromizer“, waren noch reine Bastelei.

Die Nachfolgeserie des ‘AroMed’ wird noch von derselben Crew montiert und getestet. Anfangs wurde alles von vor allem Bobo, Petra und David in den zwei Pools eines ehemaligen Hallen-Kurbades erledigt, heute arbeiten wir weitgehend in einer eigenen Werkstatt. Und ohne die Mitarbeit meiner lieben Frau Anne hätte das Ganze allemal nie solche Ausmaße annehmen können.

Und dann zog das Teil plötzlich immer größere Kreise …

Außer dem Feedback des engeren Freundeskreises war von Anfang an vor allem die Unterstützung der Berliner SEKIS-Gruppe und Werner Sack ein Ansporn. Doch wenn damals nicht Ede UDOPEA Böhme gemeint hätte ”Jungs, ihr habt da was, das würde ich gerne meinen Kunden anbieten”, es wäre wohl kaum zu einer Serienfertigung gekommen.

Wir produzieren ja nicht irgendwelche Geräte für einen fernen Markt, sondern entwickeln Dinge für uns selber, an denen wir anschließend auch Mitmenschen teilhaben lassen. Mögen andere unter dem Label ‘ Wellness’ alles Mögliche vermarkten, uns geht es nach wie vor ums eigene Wohlbefinden.

Der AroMed Vaporizer ist ein universelles Inhalationsgerät und eignet sich zur Inhalation von allen pflanzlichen Wirk- und Heilstoffen, aber in diesem Fall waren die Kiffer mal wieder die schnellsten, die Vorteile dieser neuen Inhalationsform zu erkennen. So hat UDOPEA den Vertrieb für die entsprechende Szene übernommen. Und die Kollegen von Rumpelstilzchen zeigen eine witzige Online-Film-Präsentation unseres Gerätes.

Überhaupt inhaliert bei unserem AroMed ja auch das Auge mit: im gläsernen Kräuterhalter lässt sich der rauchlose Extraktionsprozess live verfolgen.

Du sagst, das Gerät sei nicht nur für den Cannabiskonsum geeignet?

Das ist ein Vorteil unseres Vaporizers anderen Geräten gegenüber: beim AroMed lässt sich die Temperatur, bei der bestimmte pflanzliche Wirkstoffe sieden, genauestens einstellen. Es ist wirklich ein Gesundheitsgerät, obwohl die meisten Kiffer leider meist (noch) nicht so viel Geld für ihre Gesundheit ausgeben können oder wollen.

Unseren Vaporizer kann man mit Kräutern eigener Wahl oder Befindlichkeit bestücken. Aus einer Dosis lässt sich fünf bis zehn Mal häufiger ziehen (inhalieren), als beim Rauchen. Entsprechend sanfter und kontrollierbarer setzt die Wirkung ein. Da unsere Heizquelle oberhalb des Kräuterhalters angebracht ist, kann man das Gerät auch angeschaltet lassen, wenn man gerade nicht mehr inhalieren will. Denn eine Extraktion der Wirkstoffe geschieht nur, wenn aktiv inhaliert wird.

Heutige Vaporizer arbeiten nach unterschiedlichen Prinzipien. Etwas Effektiveres als unsere Heißluft-Methode ist uns aber bis jetzt noch nicht untergekommen. So ist die Ausbeute einfach am größten.

Ein Punkt lässt mich besonders hoffen, dass das Gerät zunehmend bei wirklichen Bedürftigen eingesetzt wird: Verschiedene Krankenkassen haben inzwischen in Einzelfallprüfungen zigmal die Kosten für unseren AroMed Vaporizer übernommen. Die Erfahrungen zeigen, dass die Medikamentierung mit den herkömmlichen Chemo-Drogen in vielen Fällen durch den regelmäßigen Gebrauch des AroMed reduziert werden. Bei Staublungen- und Asthma-Patienten konnte die täglich notwendige Cortisondosis durch Vaporizer-Inhalation ausgewählter Kräutermischungen um ca. ein Drittel verringert werden. Auch starke Menstruationsbeschwerden können innerhalb weniger Minuten durch die Inhalation von Muskatellersalbei gelindert werden. Als Tee eingenommen, hilft diese Droge meist nur schwach und das erst nach Stunden.

In Cuba verwenden Mediziner unser Gerät bei ähnlichen Indikationen, weil ihnen kaum Pharmazeutika zur Verfügung stehen. In Ambulatorien aufgestellte Geräte werden wechselweise von vielen Patienten mit von ihnen zu Hause angebauten Kräutern benutzt.

Vaporizer sind inzwischen ja in den USA auch schon auf ihre Wirkung hin getestet worden. Was haben diese Tests ergeben?

In der Studie von MAPS, den akademischen Psychedelik-Forschern, schneiden Vaporizer grundsätzlich sensationell gut ab. Es wird nur bemängelt, dass bei Geräten wie dem unseren ein wenig Wirkstoffdampf im Wasserfilter, der letzte Schwebstoffe und Stäube aus der Inhalationsluft zurückhalten sollen, kondensiert. Dieses Wasser, das allemal täglich erneuert werden sollte, lässt sich jedoch auch noch mit allen angesammelten Wirkstoffen als leckerer Kaltauszug trinken. Die Wirkstoffe haben bei den meisten Vaporizern kaum Gelegenheit, sich beim Inhalationsprozess irgendwo als Kondensat anzuhaften. Wird der Dampf jedoch in großen Beuteln aufgefangen und quasi zwischengelagert, kondensiert aller Wirkstoff nach wenigen Minuten und legt sich an den Beutelwänden ab.

Einige potentielle Konsumenten mokieren sich über den Preis.

Aber nur Menschen, die von den Entwicklungskosten elektronischer Geräte keine Ahnung haben. So eine Entwicklung kostet! Und dann die ganze amtliche Prozedur der Patentanmeldung und TÜV-Abnahmen. Ich ahnte vorher nicht, was da alles an Begleiterscheinungen auf einen zukommt. Da hat man es vergleichsweise einfach, wenn man einen Headshop oder eine Zeitschrift betreibt.

Der Preis relativiert sich auch, wenn man bedenkt, dass hiermit bis zu 95% der Wirkstoffe in die Lunge und so zum Wirken kommen. Bei Bongs oder Glimmstängeln verfackeln und verpuffen bis zu 60% der Wirkstoffe ungenutzt. Welche Verschwendung! Bei regelmäßiger Inhalation rechnet sich das also durchaus. Abgesehen davon ist der AroMed unter den guten Vaporizern auch der preiswerteste.

Der Bekanntheitsgrad des Vaporizierens nimmt ja sprunghaft zu. Dazu hat sicherlich auch dein Phyto-Inhalations-Buch beigetragen.

In der Tat war das Buch eine schwere Geburt, aber es war notwendig, um die Vielseitigkeit der Einsatzmöglichkeiten nicht nur in der Medizin zu dokumentieren. Da freut es einen natürlich, dass das Werk (Schuldes/Roscher: Phyto-Inhalation; Der Grüne Zweig 218) auf der CannaBusiness den Hanf-Mediaproduktpreis erhalten hat. Na ja, eigentlich haben den Preis weder die Autoren, noch der Verleger erhalten, sondern UDOPEA, weil das Buch auf der CannaBusiness an deren Stand auslag. Aber vielleicht gibt es ja demnächst auch noch eine Auszeichnung an die Autoren.

Jetzt sind fünf Jahre vergangen. Wie haben sich deine Ziele verändert?

Im vergangenen Jahr haben wir damit angefangen, nicht nur Geräte zur direkten Inhalation zu fertigen, sondern auch zur Aromatisierung von großen und kleinen Räumen.

Den Anfang machte anlässlich der Ba-Wü-Landesgartenschau 2000 ein Kunstprojekt in der Fußgängerzone in Singen: aus einem großen Container wurde mit Faserhanf und Augentrost die Fußgängerzone beduftet. In der Zwischenzeit wurde ich nach der ‘Beduftung’ des großen Indoor Schwimmbades der Toskana Therme in Bad Sulza zum Duftkünstler erkoren. Als nächstes hat mich Howard Marks zur Abschlussveranstaltung seiner großen England Tournee 2001 in der riesigen Ocean-Diskothek nach London eingeladen, um dort die Räumlichkeiten mit Hanfdüften vollzudröhnen.

Bisher haben wir darauf verzichtet, ein wirklich dem heutigen Markt angemessenes, formschönes, gesundheitsgeschäft-kompatibles Gerät zu entwickeln. Irgendwie hat uns der Ehrgeiz gepackt, ein ‘Nischenprodukt’ vermarkten zu können. Und es ist ein befriedigendes Gefühl, solch ein bahnbrechendes Gerät zusammen mit Freunden in Handarbeit herzustellen.

Nun gibt es zwischenzeitlich drei weitere Vaporizer für unterschiedliche Zwecke. Das macht uns Hoffnung, irgendwann mit der Eigenproduktion aufhören zu können und unseren eigentlichen Vorstellungen eines ‘guten Lebens’ nachgehen zu können. Mit dem Aromat haben wir schon ein weiteres Standbein geschaffen und demnächst stellen wir ein weiteres Produkt vor: eine extrem sparsame Strom-Heizung.

 

Ein letztes Wort?

Dank an Alle, die uns bislang auf unserem Weg unterstützt haben und Dank auch an Christian Morgenstern, für seine Firmenhymne:

”Angeregt durch Korfs Geruchssonaten,
gründen Freunde einen ‘Aromaten’.
Einen Raum, in welchem, kurz gesprochen,
nicht geschluckt wird, sondern gerochen.
Gegen Einwurf kleiner Münzen treten
aus der Wand balsamische Trompeten,
die den Gästen in geblähte Nasen,
was sie wünschen, leicht und lustig blasen.”